W E I S T Ü M E R
W E I S T Ü M E R
W E I S T Ü M E R

Verborgene Verknüpfung

 

Es ist Abend, Samstag abend. Morgen wollen wir wieder das FBZ Overlook besuchen. Wir sind müde, das sogenannte Weihnachtsfest liegt hinter uns, bald wird der Jahreswechsel eintreten, wie immer, wieder und wieder mit unerbittlicher Regelmäßigkeit.

Im neuen Jahr, den kompletten Januar hindurch werde ich in der Seestadt Großräschen an einer mehrfach undurchsichtigen Maßnahme der Handwerkskammer Cottbus als Lehrkraft(?) teilnehmen. Es geht um Gerüstbau, worum auch sonst.

Ich bereite mich am Rechner darauf vor und denke an die unvermeidlichen Widereden die da von den Betroffenen kommen werden, Fragen warum der Gerüstbauer das griechische Alfabet braucht, warum das Widerstandsmoment die Dimension cm³ hat und doch nicht Kubikcentimeter heißt. Und überhaupt was Dimension bedeuten soll. Der Gerüstbauer weiß genau was er braucht und das schlimmste Schimpfwort was er kennt ist 'Theoretiker'.

Mir ist ein wenig mulmig und ich denke mir ich muß von Dingen reden die der Gerüstbauer kennt. Bohlen, das ist die Lösung, die hat er schon in allen Variationen in der Hand gehabt. Das ist etwas Begreifbares.

Am Nachmittag habe ich die Jugendbuchsendung des Deutschlandfunks aufgezeichnet und spiele die nun meiner erschöpften Ehefrau vor (das Weihnachtsgeschäft liegt hinter ihr).

Zu hören sind drei sanftstimmige Hühner die so behutsam sprechen als trauten sie der Tragfähigkeit der Funkwellen nicht auf denen ihr raunendes Piepsen in die Häuser getragen wird.

Ein Herr namens Spreckelsen, ich erfahre aus dem Internet, daß er bei der FAZ beschäftigt ist, was vieles erklärt, erzählt ihnen in undeutlicher Weise von einem Buch.

Nun, ich gebe zu ich bin nicht besonders aufmerksam, weil ich mich doch um die neue DIN 1052

(Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken - Allgemeine Bemessungsregeln und Bemessungsregeln für den Hochbau Ausgabe 2008-12)

kümmern muß und um die Bohlen.

Herr Spreckelsen erzählt von einem Buch namens "Mein Opa, sein Holzbein und der große Krieg: Was der Erste Weltkrieg mit uns zu tun hat"

Was Herrn Spreckelsen am tiefsten beeindruckt hat ist der Bericht des Verfassers von einer Familienfeier wo – ich traue meinen Ohren nicht – die Widerkehr des Tages an dem der Großvater per Granate sein Bein verloren hat mit einer Bohle gefeiert wird.

Mein Gehirn führt ohne mein Zutun einen Kick-Start durch.

Wie feiert man ein Holzbein mittels einer Bohle? Ist schon klar: Bohle – Holz, Holzbein – Holz, aber wie? Stellt man die Bohle neben das Holzbein, wird es dazu abgeschnallt, zerbricht man feierlich die Bohle um dem Holzbein ein Opfer zu bringen, schnitzt man Jahr für Jahr ein neuees Holzbein aus einer Bohle (wie geht das technisch weil eine Bohle laut den DIN-Bestimmungen nur 6 cm dick sein darf. Verbrennt man die Bohle, abends, feierlich, als Ersatz für das Holzbein, welchen seltsamen Ritualen sich doch Familien hingeben, denke ich weiter.

Da ich nun aber voll vorhanden bin (der Kickstart) begreife ich: die Familie hat natürlich nicht mit einer Bohle gefeiert sondern mit einer Bowle.

Aber, denke ich weiter und nehme den imaginären Fuß vom Gas, eigentlich ist es auch merkwürdig ein abhanden gekommenes Bein mittels einer Bowle zu feiern. Voll das Dennoch!

Am Sonntag fahren wir ins FBZ Overlook. Wo wir auf Janna, meine zweite Tochter, treffen die den guten Kampf mit Falken führt die sich für den Jahreswechsel ins Overlook eingenistet haben. Diese Falken sind die Nachfahren der Alt-Falken die das FBZ Overlook erbaut haben und diese Nachkommen kämpfen nicht gegen den Kapitalismus und die Ausbeutung sondern gegen Heteronormativität und für vegane Ernährung.

Janna berichtet von den vielen Abenteuern und Kämpfen die sie bereits bestanden hat seit sie im vorletzten Mai die Leitung des Overlook übernommen hat.

So hat sie es einmal geschafft ein Schar polnischer Beschäftigter zu beherbegen die den Auftrag hatten die Asse – diesen berüchtigten Höhenzug – mittels Sonartechnik zu erkunden, wegen des dort lagernden Nuclearmülls.

Diese Beschäftigten waren laut Janna gutmütig und ohne Schwierigkeiten handelbar. Sie tranken gerne.

Unser Enkel Leonard, ein eigensinniger aufgeweckter Bursche, der uns bereits in seiner frühen Jugend beeindruckte durch die sachgerechte Verwendung des Wortes 'Penis', was ihm vollkommen glatt von den Lippen ging. Das gab diesem Organ etwas medizinisch-unschuldiges, ich mußte meine eigene Kindheit bedenken wo uns nur solche Worte wie "Schnärpfel" oder "Schnitzer" zur Verfügung standen, Worte die dem Bezeichneten etwas Ungewisses, beinahe Folkloristisches verliehen.

Heute muß man als Teil der Schulausbildung Praktika hinter sich bringen. Da lag es nahe, daß Leonard sein Praktikum im FBZ Overlook ableistete.

Sinn und Inhalt des Praktikums waren ähnlich undurchsichtig wie das Overlook selbst, was er in der Schule hinterher erzählt hat weiß ich nicht.

Leonard traf auf die polnischen Sonographen, verstand sich gut mit ihnen und durfte auch einen Tag lang mit ihnen durch den Wald, der die Asse bedeckt, stromern.

Als die Brigade aus dem Nachbarland für einige Tage Heimaturlaub hatte stand eine Grundreinigung der von ihnen benutzten Zimmer an.

Ein Zimmer zeugte überzeugend und ausführlich von ausgedehntesten Hand-an-sich-Legungen. Janna die eigentlich ungemein empfindlich ist (im heimatlichen Dialekt nennt man das 'pfäh') erzählte ausführlich davon. Wer hätte gedacht daß die Nachbarn aus dem Osten mit derartigen drängenden Virilitäten zu kämpfen haben.

Am schlimmsten soll, so wird berichtet, die Dusche ausgesehen haben (siehe dazu auch den Einschub weiter unten der von den Duschen auf amerikanischen Atom U-Booten berichtet.

Leonard, das gute Kind, weiß  daß die Verwortung des Wirklichen not tut. Nur so kann das Vorfindbare in etwas transformiert werden was Kommunikation möglich macht. Er fand ein Wort für das zu Beseitgende: Er nannte es "Onanat".

Ja, Welt braucht Wort! Schon um dem Reinigungspersonal den Auftrag zu geben: "Vergessen Sie bitte nicht das Onanat zu entfernen!" Vielleicht wird es auch in naher Zukunft spezielle Reinigungsmittel geben, um gegen diese spezielle Verschmutzung anzugehen.

Und wie sieht es bei der Marine aus? Auf atomaren U-Booten? Wir lesen den Bericht eines Betroffenen:

 

When the sub is submerged, everything stays nice, level, and calm. You might as well be tied up in port. Sure, somewhere inside you know the walls have contracted a bit, and the gauges showing the incoming seawater temperature are cold in a way that sends existential terror shooting through your subconscious, but at least things are stable. Submarines are meant to be submerged. Now take that brilliantly engineered tin can and put it on the surface. The damn thing wallows like a pig in mud. And since you're inside, you have no frame of reference. You don't realize how much easier it is to deal with a rocking boat when you can see the waves, or at least the horizon. Inside the sub, it's basically a carnival fun house, with everything liable to tilt wildly at complete random and with no warning.

There's this thing on the roof of the submarine, right in the middle of the main walkway, called a rising stem valve. It looks like this:

That's a closed one, but when it's open, that center piece projects outward about a foot. It's pretty easy to avoid when you're submerged and the ground hasn't spontaneously come to life, motivated only by its hatred for you -- but when you're on the surface and the ship is pitching and rolling ... well, one way you can tell someone served on a submarine is the forehead scars.

But that isn't so bad compared to the showers.

There are only three showers on board, so each one of them has about 40 guys using it every day. And sure, we clean them ... but 40 guys a day? Forty guys ... with no other privacy, sealed up away from the world for months? Let's not be delicate: Everyone's jerked off in there. You really don't want to touch the walls. I can't stress that enough. You shower like you're in an iron maiden. But then, when you're surfaced, showering means something terrible. Something unspeakable. It means constantly getting slammed face-first into a wall covered in the crusted semen of crusty seamen.

Druckversion | Sitemap
© HeinzMünch/µ