W E I S T Ü M E R
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W E I S T Ü M E R

Death from above

Frühe 80er Jahre, Berlin

Henry S., Präsident (im Jargon Präsi) einer Vereinigung von Geburt an unzahmen Freunden des Motorradfahrens in Berlin, war groß, war breit, hatte an einer Hand nur vier Finger, war Gerüstbauer und dabei einer der angenehmsten Menschen dem ich je begegnet bin. Er war nachdenklich, umgänglich, freundlich, ein guter Kollege. Er ist später von seiner Frau betrogen worden, mit Hilfe eines Außenseiters (weder Gerüstbauer noch Kradfahrer), noch später ist er an Leukämie gestorben.

Seine Lieblingswendung "du kleines Menschenkind", stellte er stets Reden voran mit denen er sich an Menschen wandte die so aussahen als könnten sie Unterstützung oder Ermahnungen brauchen. Henry war auch Kolonnenführer.

Da geschah es, daß ihm eines Tages ein Anlerner zugeteilt wurde, in dessen Rede das Wort 'Chef' mehr als häufig auftauchte. In Wendungen wie "Mach ich, Chef", "sofort Chef", "gerne Chef".

Henry hörte sich das eine Zeit an, teilte dann in ernstem Ton mit daß er das Wort Chef nicht mehr hören wolle.

"Klar Chef!"

Henry macht mit der vierfingrigen Hand eine mahnende Bewegung. Der Anlerner sagt nichts. Aber im Verlauf der Vormittags rutscht ihm das angemahnte Wort doch noch ein oder zweimal heraus. Henry ermahnt ihn geduldig weiter.

Später macht der Anlerner den Untermann, Henry steht in der zweiten Lage (in etwa 4 m Höhe) und verlangt nach einem 3-m Rohr.

"Sofort Chef!"

Henry flankt über das Geländer und springt auf den Anlerner, der geht zu Boden.

Als er wieder zu sich kommt, verläßt er die Baustelle, die Firma, das Gewerbe, geht aber zur Polizei und zeigt Henry an. Und wirklich, es kommt zur Verhandlung.

Der Richter zum Anlerner: "Nun, erzählen sie mal wie das war..."

Da sagt der Anlerner:

 

"Er kam wie ein Schatten über mich...."


Danke, sagt darauf der Richter und beendet das Verfahren.

 

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