W E I S T Ü M E R
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Die Spuren (zwei Kopfbedeckungen)

 

Hinweis: diese Mitteilung ist ziemlich speziell, soll heißen es werden Sachverhalte angesprochen die nicht unbedingt Allgemeingut sind.

 

Es ist nicht möglich (zumindest für mich) einfach so nach Österreich zu fahren. Als Mitglied der Heimito-von-Doderer-Gesellschaft habe ich Pflichten denen ich mich nicht entziehen kann.

Wie an anderer Stelle erwähnt führte mich ein großes Verlangen nach Linz. Als Transportmittel hatte ich die Deutsche Bahn gewählt.

Bereits im Bahnhof Regensburg wurde auf den Regionalzug nach Landshut hingewiesen.

Und etwas später, in Plattling, die Ansage man könne von hier nach Landshut fahren.

Schließlich verkündeten die Lautsprecher des Bahnhofs Passau daß auf dem Nebengleis der Regioexpress nach Landshut bereit stünde.

Alle drei Verbindungen direkt, ohne umzusteigen.

Und dann, der Zug der mich nach Linz tragen soll, hat die Grenze überschritten, fliegt nach kurzer Zeit ein Firmenschild vorbei: Kapsreiter Granitwerke.

Ich stelle mir vor: der Meister (Heimito von Doderer) fährt von Wien nach Landshut um dort Mienzi (Maria Emma Thoma) zu treffen blickt aus dem Fenster und da ist der Name. Er schreibt ihn nieder.

 

Einer der literarischen Heroen meiner Jugendzeit war Fritz Herzmanowsky-Orlando. Das war damals, als seine Werke nur in einer Auswahl, bearbeitet von Friedrich Torberg zur Verfügung stand.

Aber 'Der Gaulschreck im Rosennetz' auch in dieser Fassung ist sicherlich trotzdem eine textliche Säule auf der ich ruhe.

Niemals hätte ich damit gerechnet daß es die 'Sämtlichen Werke' des Autors geben würde.

Gab es dann doch und da wurde ich zum ersten Mal mit dem Namen Wendelin Schmidt-Dengler konfrontiert wurde. Wendelin Schmidt-Dengler hat sich auch um das Werk von Heimito von Doderer gekümmert, war Ehrenvorsitzender der gleichnamigen Gesellschaft.

In den 'Sämtlichen Werken' wird häufiger der Rat Pachinger erwähnt.

 

...weniger freundlich gezeichnet erscheint Pachinger in den Tagebüchern Franz Kafkas, wo er als obsessiv sowohl in Hinblick auf seine Sammelleidenschaften als auch seine Neigung zu beleibten Damen dargestellt wird.

 

Der Rat Pachinger war ein Linzer Bürger, eine beeindruckende Erscheinung gewesen dazu ein besessener Sammler von Seitigem und Abseitigem. Unter anderem soll er – so FHO – den Schnurrbart von Nietzsche besessen haben, den er sich ab und zu – an ruhigen Samstagnachmittagen – umgebunden habe und sich dann aus dem Fenster zur Gasse hin lehnte.

Pachinger ist der Gründer des Museums Nordico in Linz. Dort findet ein Teil der Johann-Baptist-Reiter-Ausstellung statt derentwegen ich nach Linz gefahren bin.

Die Präsentation der Bilder Reiters wird ergänzt durch Artefakte aus dem Biedermeier, unter anderem sehe ich ein Strumpfband aus der Sammlung Pachinger. Und die Hausmütze von Adalbert Stifter.

Eine Phantasie überwältigt mich. Blicke aus dem Fenster. Mit Kopfbedeckungen oder Schnurrbärten.

Der Vorsitzende der Heimito-von-Doderer-Gesellschaft hatte mir anläßlich eines Stammtisches mitgeteilt er sei in Besitz des Hutes von HvD gekommen (übereignet von Mienzi) und bewahre den in seiner Wohnung auf.

So stehe ich sinnend vor Stifters Hausmütze und stelle mir vor wie Dr. Sommer an ruhigen Samstagnachmittagen aus dem Fenster auf das behäbige Neukölln blickt, den Hut des Meisters auf dem Kopf. Und frage mich weiter, wo und wer blickt, aus welchem Fenster, worauf, die Hausmütze Stifters auf dem Kopf.

Und frage mich nachdem ich aus Wikipedia etwas über Stifter erfahren habe, wer rasiert sich mit dem Rasiermesser mit welchem Stifter seine Depression endgültig kurieren wollte?

Kafka trifft den Rat Pachinger

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© HeinzMünch/µ