W E I S T Ü M E R
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Knapp davon gekommen

 

An anderer Stelle hab ich bereits mitgeteilt daß in unserem Betrieb (Rohrgerüstbau) die meisten Heinz hießen (mit Vornamen). In der Statistik gefolgt von einigen Detlevs und nicht wenigen Jürgen.

Heinz Griesbach verdankten wir einen Beitrag zum Legendenfundus,  der uns half die langen, langen Pausen zu füllen.

Da hatten wir eine größere Konstruktion erbaut an die ein Schutzdach angeschlossen war. Das Dach selber lag auf einer Höhe von etwa fünf Metern und war, als es zur Pause ging, bereits mit einer Bohlenlage versehen.

Ein solches Schutzdach muß eine Schutzwand  vorweisen um den zu schützenden Bereich gegen vom Schutzdach zurückprallende Brocken abzusichern.

Deshalb verwendet man als vertikale Bauelemente – Stiele – Rohre mit einer Länge von sechs Metern.

Diese Stiele ragen also etwa 1,0 me über die Bohlenoberfläche hinaus. Nun war es so daß für den Fortgang der Arbeiten weitere 6,0m Rohre notwenig waren, die der fleißige Untermann bereits an die Konstruktion gelehnt hatte, so daß wir die selber hochziehen konnten um sie zu verarbeiten.

Pause – jeder ist bemüht die Baustelle so schnell wie möglich zu verlassen. Heinz Griesbach wollte der schnellste sein. Sprang mit einer grazilen Bewegung die man seinem massigen Körper nicht unbedingt zugetraut hätte von der Bohlenlage ab, griff sich elegant den Überstand des Stiels und wollte sich daran zum Erdboden hinabgleiten lassen.

So sein Plan.

Jedoch hatte er sich vergriffen und anstelle des Stiels sich einem angelehnten gleichlangen Rohr anvertraut. Das Rohr neigte sich, wir, aufmerksam geworden durch sein indigniertes Luftholen, traten an den Rand des Bohlenbelags und sahen das verblüffte Gesicht des Kollegen in einem Kreisbogen sich von uns entfernen.

Aufschlag, Krankenhaus, schwieriges Fälschen der Unfallmeldung.

Wie das häufig vorkam.

Doch eigentlich will ich nicht von Heinz Griesbach reden sondern von Heinz 'Blondie' Gebauer. Blondie war mir nie besonders aufgefallen, er verrichtete sein Arbeit, trank nicht und war generell zuverläßig.

Da war aber etwas was ich nicht wußte.

Eines Tages überreichte er mir eine Visitenkarte aus der hervorging er hieße nun Emerson und sei jetzt Mitglied in der Vereinigung denen qua Geburt beschieden war ungezähmt zu sein, eine Vereinigung deren Präsi, der an anderer Stelle erwähnte, Vier-Finger-Henry war.

Was ich nicht wußte war daß man bei Aufnahmen einen Namen erhielt, wußte auch nicht wie der zu gebrauchen war, also ob ich Blondie von jetzt an immer mit Emerson ansprechen müßte, wagte nicht zu fragen ob mit Emerson der Rennfahrer oder der besessene Organist gemeint war.

In meiner Verwirrung begann ich ein Gespräche über die zweirädrigen Fahrzeuge überseeischer Produktion auf den die Ungezähmten sich fortbewegten und sagte Emerson ob ihm schon mal aufgefallen sei daß der zweite Namensteil defintiv semitischen Ursprungs sei, der Sohn des jugendlichen Schleuderes, und wenn ich noch ein wenig über den ersten Namensteil nachdächte würde mir sicher auch noch was einfallen.

Heinz "Emerson/Blondie" Gebauer sah mich fassunglos an und würgte heraus daß er mich im Prinzip sehr schätze und eigentlich gerne möge, aber wenn ich noch einmal davon spräche (von der Markenbezeichnung) würde er mich direkt und mit großer Wucht unwiderruflich zu Boden schlagen.

Dazu schaute er daß ich sicher sein konnte daß er es ernst meinte.

Später, viel später bemühte ich mich in meiner Not(?) den Auszubildenden die ich zu betreuen hatte (die aus dem Gerüstbaugewerbe) und die alle unverückbar wenn auch nebelhaft national gesinnt waren aufzuschwatzen daß Fred Perry eine Schwuchtel mit mosaischer Abstammung gewesen sei. Was sie – die meisten trugen in ihrer Freizeit Kleidung dieses Labels – aber mit stoischer Ruhe quittierten. So ändern sich die Zeiten.

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