W E I S T Ü M E R
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Nachruf für einen sehr außergewöhnlichen Mann (den schönen Klausi)

Wir werden ihn vermissen

Ehrenpräsident Dipl.-Ing. Klaus Bürger am 02.10.2007 verstorben

Mit Betroffenheit haben wir von dem plötzlichen Tode des Herrn Dipl.-Ing. Klaus Bürger erfahren.

Klaus Bürger wurde am 10.05.1936 in Berlin geboren. Nach Abschluss der Schule und einer Lehre als Stahlbauzeichner folgte ein Ingenieurstudium. Der junge Ingenieur begann seine berufliche Laufbahn in der Konstruktion, im Stahl- und Anlagenbau.
1961 führte Klaus Bürger’s beruflicher Weg in das Gerüstbau-Handwerk, und zwar zu dem seinerzeit bedeutendsten Gerüstbauunternehmen des damaligen West-Berlin, der Firma Rohr-Gerüstbau. Dieser Betrieb hat ihn geprägt und – nachdem er zum Geschäftführer aufgestiegen war, prägte er ihn und gestaltete damit wesentlich das Gesicht des Gerüstbaus, nicht nur in Berlin. Charakteristisch war für ihn die Verbindung von unternehmerischem Einsatz und Denken mit innovativen technischen Ideen.
An die Jahrzehnte bei Rohr-Gerüstbau schloss sich lückenlos die Tätigkeit als beratender Ingenieur für den Gerüstbau an, zunächst gemeinsam mit seinem Jugendfreund Günter Holz, dem er bis zu seinem Tod verbunden blieb. Herr Bürger war aber immer das geblieben, was ihn ausgezeichnet hat: Der Mann, der den Gerüstbau liebte und der den Gerüstbau verstanden hatte.
Seit 1976 war Klaus Bürger als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Gerüstbau tätig, zunächst für die IHK Berlin, später auch für die IHK Coburg.
Klaus Bürger hat sich während seines Berufslebens mit Energie und Einfallsreichtum für das Gerüstbauer-Handwerk engagiert und in seinen Verbänden entscheidend und gestaltend mitgewirkt.
Hier sind nur einige der Stationen genannt: 
- Bundesverband Gerüstbau seit 1964, 
- Arbeitskreis Technik, 
- Vorsitzender des Arbeitskreises Technik,
- Silberne Ehrenplakette des Bundesverbandes Gerüstbau 1974, 
- Ehrenmeister der Bundesinnung Gerüstbau seit 2002,
- im Güteschutzverband seit 1973 dabei, von Herrn Bürger mitgegründet,
- Güteausschuss, 
- Vorstand, 1. Vorsitzender, 
- amtierender Ehrenvorsitzender, 
- Gerüstbauinnung Berlin seit 1965, 
- Vorstand 1972 - 1998, 
- technischer Vize 1972 - 1998, 
- stellvertretender Obermeister 1998, 
- amtierendes Ehrenmitglied seit 1998,
- Mitarbeit im Deutschen Institut für Normung seit 1967
- Fachausschuss Bau Hannover seit 1969
- Mitarbeit im Arbeitskreis Bauarbeiten seit 1977
- Mitarbeit im technischen Aufsichtsdienst 
- Mitglied im Arbeitskreis Gerüstbauarbeiten seit 1965
- Auszeichnung mit der Silbernen Ehrennadel durch die HWK Berlin
Darüber hinaus besaß Klaus Bürger die Fähigkeit zur Organisation von Weiterbildungs-Lehrgängen, Seminaren, Tagungen, Veranstaltungen, Fahrten mit Gruppen der unterschiedlichsten Art, dies alles im Sinne des "Weiterbringens des Gerüstbaus" und der Weiterentwicklung der Gerüstbautechnik sowie des Arbeitsschutzes. Relativ schnell und auch prägend hatte Klaus Bürger als Vorreiter erkannt, dass im Gerüstbaugewerbe Ausbildung betrieben werden müsse, und zwar in Form von Obermonteur-Lehrgängen, hausinternen Schulungen, Kolonnenführer-Lehrgängen, Geprüfte-Kolonnenführer-Lehrgängen und Bauleiterlehrgängen. Durch diese Lehrgänge sind viele Gerüstbauer gegangen und haben das mitbekommen, was Herrn Bürger immer auszeichnete: Die Liebe zum Gerüstbau.

Güte und Qualitätssicherung, das, was den Güteschutz ausmacht, gehörten für ihn unmissverständlich dazu. Klaus Bürger zeichnete sich aus durch Sachkompetenz, gepaart mit Offenheit für Neues, Zähigkeit und zielgerichtetes Handeln, Einsicht in Grenzen, entwaffnende Praxiskenntnis, theoretisches Grundlagenwissen über das Warum. Zu seinen Eigenschaften zählten zudem Einfallsreichtum und Menschlichkeit mit sozialer Kompetenz, angereichert mit Witz und Humor, „Berliner Herz mit Schnauze“. Immer an der Sache, das war Klaus Bürger.
In besonderer Weise hat sich Klaus Bürger für die Berufsausbildung eingesetzt. Die Aufnahme des Gerüstbaus in die Handwerksrolle B und später dann in A waren ihm eine Bestätigung des Erfolges auch seiner Bemühungen. Ganz besonders erfüllte es ihn mit Stolz, dass die erste „Garnitur“ Ausbilder für den Gerüstbau in der Ausbildungsstätte der Handwerkskammer Berlin aus „seinen“ Jungs von Rohr-Gerüstbau bestand. Auch nach seinem – teils auch gesundheitlich bedingten - Rückzug aus dem aktiven Berufsleben hat sich Klaus Bürger weiterhin für den Gerüstbau, insbesondere die berufliche Ausbildung engagiert. Bis 2006 war er Mitautor im Redaktionskollektiv des von der Sozialkasse des Gerüstbau-Gewerbes herausgegeben „Lehrbuches für das Gerüstbauer-Handwerk“, zu dessen Entstehung in der jetzigen Form er nicht zuletzt durch einen Redebeitrag auf der Hauptversammlung des Güteschutzverbandes in Potsdam 1990 er einen Anstoß gab. Das Erscheinen der ersten beiden Bände hat er voller Stolz genossen, die Fertigstellung des dritten Bandes durfte er nicht mehr erleben.
Herr Bürger und wie er seinerzeit zu seiner Ehrenamtstätigkeit im Verband kam:
„Eingehende Recherchen hätten ergeben, dass dies 1964 gewesen sei, bei der Jahreshauptversammlung in Wiesbaden. Sein ehemaliger Chefvorgänger und väterlicher Freund, Herr Dipl.-Ing. Werner Kunkel, habe sich ständig mit den anderen Herren, namens: Sang, Rosenlöcher, Hagedorn, May sen., Bachmann sen., Kober sen. „in den Flicken“ gehabt. Er habe immer etwas zu kritisieren gehabt, und die Herren wollten ihn loswerden. Da habe dieser letztlich in Wiesbaden seinem Rücktritt zugestimmt, aber nur dann, wenn er seinen Nachfolger bestimmen könne. Und der Nachfolger sei er gewesen. Und aus dieser Zeit seien inzwischen 37 Jahre geworden, und er habe währenddessen das Vergnügen gehabt, mit dem von ihm sehr verehrten Herrn Egon Moser zusammenarbeiten zu können. Man habe sich zusammen, wie viele andere auch, darum bemüht, dass der Gerüstbau Vollhandwerk werde und seit 30 Jahren Nebenausbildung betrieben, um einen Ersatz zu schaffen. Dann sei man endlich in der Handwerksrolle B gewesen, und nach noch weiteren Bemühungen sei man dann endlich in die Handwerksrolle A gekommen....“
Zum Schluss merkt er an, dass es drei Dinge in seinem Berufsleben gegeben habe, welche auch sein größtes Hobby gewesen seien, die ihn sehr zufrieden gemacht hätten:
Zunächst empfinde er eine gewisse Genugtuung darüber, dass er mit einer Supermannschaft über 30 Jahre lang in Berlin die spektakulärsten Bauwerke einrüsten konnte. Als nächstes sei er ein wenig stolz darüber, dass die erste Garde der Ausbilder im Schulungszentrum Berlin aus dem Unternehmen ausgewählt worden seien, für das er Jahrzehnte lang verantwortlich gewesen sei. Letztendlich sei es eine gewisse Ehre, dass er mit einem kompetenten Partner und einer kleinen Redaktionsgruppe, das Lehrbuch Gerüstbau erstellen dürfe, wobei der erste Teil im kommenden Monat vorgestellt werde.“
Herr Klaus Bürger war seit Gründung des Güteschutzverbandes Stahlgerüstbau im Jahre 1973 im Ehrenamt tätig. Zunächst war er Obmann des Güteausschusses, von 1985 bis 1991 stellvertretender Vorsitzender und von 1991 bis 1999 Vorsitzender. Im Mai 1999 wurde Herr Bürger zum Ehrenvorsitzenden des Güteschutzverbandes Stahlgerüstbau e. V. ernannt. Er hat sich bis zuletzt außerordentlich verdient gemacht.
Klaus Bürger hat sich außerordentliche Verdienste für unser Handwerk erworben. Er war nicht nur ein besonderer Mensch, sondern auch ein Kamerad. Dem Güteschutzverband Stahlgerüstbau e. V. gegenüber war er vorbildlich loyal und immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde.
Wir werden Herrn Klaus Bürger stets ein ehrendes Gedenken bewahren und „unseren Berliner Jung“ mit seiner herzerfrischenden Art sehr vermissen.

Güteschutzverband Stahlgerüstbau e. V.

 

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