W E I S T Ü M E R
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W E I S T Ü M E R

Die Antwort (auf eine eigentlich berechtigte Frage)

 

Wandlitz (ja genau dieses Wandlitz bei Bernau!) um die Jahrtausendwende (die letzte)

 

Das BIZWA in Wandlitz ist Schauplatz eines Treffens aller die mit dem betriebsfremden Teil der Erstausbildung im Gerüstbaugewerbe zu schaffen haben. Diese Ausbildung (in drei Zentren verteilt über Bundesdeutschland von welchen Wandlitz eins ist) wird finanziert von der Sozialkasse des Gerüstbaugewerbes und die wiederum wird von den zähneknirschend erbrachten Beiträgen der Gerüstbauunternehmer.

An der Spitze der Sozialkasse stand damals ein Herr namens Schmidt, üblicherweise auch SoziSchmidt genannt.

Wozu diese Ausbildung diente war fraglich - im Gerüstbau galt und gilt immer noch für den beruflichen Einstieg make or break - jedoch hatte sich eines schnell herausgestellt: die überbetrieblichen Ausbilder, die Entourage dieser Ausbilder lebten in einer vollkommenen Sinekure, die Betroffenen wiederum, die sogenannten Auszubildenden, waren desorientiert, das was vermittelt werden sollte war undurchsichtig und hatte vor allem mit der Wirklichkeit der Baustellen nicht die geringste Ähnlichkeit.

Es fügte sich daß dieses Treffen in Wandlitz auf das 10te Jahr nach Beginns der Lehrausbildung fiel. Das erforderte eine gewisse Feierlichkeit. Es kam zu einer schleppenden Diskussion. Man hatte sich eigentlich nichts zu sagen. Aber die Zeit bis zum Zugang zu den Häppchen mußte überbrückt werden.

Da meldete sich Herr Bügler, Christoph-Ludwig Bügler, Diplomingenieur und Statiker, Mitglied des Güteschutzverbands Stahlgerüstbau e. V. zu Wort. In seiner Eigenschaft als Sachverständiger des erwähnten Verbandes untersuche er Tag aus, Tag ein Gerüste und bewerte ihre Qualität. Und er müsse jetzt doch mal sagen, in den letzten 10 Jahren habe er nicht die geringste Verbesserung der Qualität der Gerüste feststellen können. Seine Aussage wurde anfangs mit verwirrten Schweigen quittiert. Die Teilnehmer der Veranstaltung die in intimeren Beziehungen zum Gerüstbau stehen (also die die schon mal in ernsthaften Zusammenhängen ein Gerüstrohr in der Hand gehalten haben) nicken sich zu, ihnen ist ja klar daß diese Aussage unbedingt richtig ist, die anderen aber, Berufsschullehrer, Angestellte der Handwerkskammern, sonstige Seiteneinsteiger in dieses gemütliche Abseits beruflicher Bildung, also die Uneingeweihten, die für immer vom geheimen Herz des Gewerbes Ausgeschlossenen, versuchen Erklärungen zu liefern. Das klappt nicht, die Beiträge oszillieren zwischen dürftig und albern. Die Autorität von C-L Bügler ist unhinterfragbar, außerdem wissen es alle, der Auszubildende des Gerüstbaugewerbes als solcher ist hochgradig bildungsresistent.

Stille, tiefe Stille.

Jetzt wuchtet sich Schmidt – SOZISCHMIDT – hoch und spricht – und es sind Hammerschläge die die ratlose Stille zerschmettern, Worte fallen, wie ewige Gebilde aus Erz, fallen wie Sechs-Meter-Rohre die aus großer Höhe abgeworfen sich in den hilflosen Boden bohren:

 

Wir haben immer gut ausgebildet, wir bilden gut aus, wir werden immer gut ausbilden!

 

Das ist es. Der Mann von dem das Geld kommt, der es weiß, es wissen muß. Ch-L Bügler steht vor der Phalanx derer die wissen auf welcher Seite die Butter auf das Brot aufgetragen ist. Vielleicht denkt er sich 'auch gut, wenn das so ist weiß ich wenigstens mit einer endgültigen Sicherheit was mich bis ans Ende meiner Tage erwartet auf den Baustellen!' - Vielleicht denkt er aber auch andere Gedanken. Schädel sind geschlossene Vorrichtungen.

Das Signal daß die Häppchen eröffnet sind ertönt. Ein sinnvoll zielgerichteter Wirbel aus Körpern bewegt sich in Richtung der Tische wo diese sich einladend präsentieren.

 

Nachtrag (eine Entdeckung im Juli 2011)

Der Text ist ein Meister aus Österreich...

"Die erleuchteten Fenster" ( von Heimito von Doderer; erste Auflage 1950) dort findet sich folgender Satz:

 

"Nein, jeder Mensch unterlag der Bemessung in irgendeiner Form, unterliegt ihr, und wird ihr immer unterliegen..."

 

Auch meine ich in den Medien häufig Sprüche ähnlicher Art zu hören und es verfestigt sich in mir der Gedanke daß es gesellschaftliche Notwendigkeiten sind denen mittels solcher Sentenzen ewige Gültigkeit verliehen wird.

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