W E I S T Ü M E R
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Kinder, was aus ihnen geworden ist

C***,  unsere Tochter (meine jüngste, Christianes einzige) wird in diesem Jahr 30.

Ihr Freundeskreis hat sich seit ihrer Kindergartenzeit kaum verändert.

Sie, ihre Freunde und Freundinnen waren damals Potentiale auf zwei kleinen schwachen Beinchen. Die haben sich dann mehr oder minder, so oder so entfaltet, zum Teil ins Putzige hin zum Teil ins Tragische.

C*** im Verbund mit ihrer Halbschwester J**** macht sich gerne über mein Projekt "Weistümer" lustig und droht mit einem Gegenprojekt was beide "Scheißtümer" nennen wollen. Ich sage dann immer – etwas traurig-  daß ich sie doch im Schweiße meiner Lenden gezeugt habe und jetzt das....

So wunderte es mich als C*** anrief und mich bat etwas in die Weistümer aufzunehmen.

N****, die als Kind Tierärztin werden wollte und es auch geworden ist, habe einen 'Mädels-abend' organisieren wollen. Es ist schrecklich, wenn einem (mir) aus der familiären Nähe von etwas erzählt was ich bisher ins Reich der fiesen Fabeln verwiesen hatte.

Und habe eine Tapasbar (wieder erschrecke ich weil ich solche Einrichtungen weit weg von Berlin im tiefen Süden vermutet habe) aufgetan, wo man, so N*****, "für eine müde Mark" Beträchtliches serviert bekommen könnte.

Die müde Mark... ich bin sicher daß niemand von einem müden Euro spricht.

<< (fast backward) N**** hat eine Mutter, natürlich. Und vor langer Zeit wurde einmal in C****s Klasse eine Klassenreise verhandelt. Dafür mußte ein Elternabend stattfinden. N****s Mutter schlug vor die Reise solle nach Polen führen, weil es da auch Angebote "für den kleinen Geldbeutel" gäbe. Christiane und ich waren von dieser Ansage tief getroffen, unser Empfinden war schon ein wenig eingedellt weil R****s (eine weiter Freunding unserer Tochter) Mutter den Klassraum verschwenderisch versorgte mit Blicken die unwiderlegbar ihr 'Holier than you' ansagten und in uns die Furcht erregten wir könnten nicht ausreichend holy sein.

Der kleine Geldbeutel wurde von da an prominenter Stelle in den Wortschatz unseres Familekts aufgenommen.

Also, sage ich zu C****, ist zu dünn, ist zwar großartig wie Mutter und Tochter im Synch sind, vertraut mit Metaphern des Geldes, aber für einen Text, ne zu wenig.

C**** ist enttäuscht. Ich mache ihr ein Angebot.

Ja, sage ich, wenn wir sagen der Barmann war Barmann in der Junction-Bar ....

Nein, sagt C****, sei er definitiv nicht gewesen, nicht in der Junction-Bar.

Nämlich ist N***** Vater Jazz-Musiker und schon mal in der Junction-Bar aufgetreten. Einmal bin ich durch Zufall an dieser Einrichtung (Gneisenaustr.) vorbeigelaufen und habe irritiert den Blick gesenkt. Es ist nicht gut wenn etwas jahrzehntelang in der Fantasie Bewegtes plötzlich als mehr oder minder wirkliches Objekt sich in den Blick stellt.

Der Barmann war/ist(?) der Freund von R****s Mutter. R****, Klassenkameradin von C**** und N**** ist heute vollentwickelte Diplom-Psychologin.

Der Barmann hieß immer nur der Barmann, was es mit ihm auf sich hat/hatte war unklar - R****s Mutter stand eigentlich auf Legolas (in seiner Rolle als Orlando Bloom), warum vom Barmann (oder von Legolas) erzählt worden ist... ich weiß es nicht, kann mich nicht erinnern. Vielleicht sind Kinder so, sie legen nie das Plappern ab mit dem sie als Kleinkinder sich in unsere Herzen geredet haben. Oder Clara weiß daß Wirklichkeit erzählt werden will, ja vielleicht erzählt werden muß.

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